Der Hufrollenbefund zählt sicher zu den bekanntesten und auch häufigsten krankhaften Befunden im Hufbereich. Der Hufrollenkomplex besteht aus der Sehnengleitfläche des Strahlbeins, dem Anteil der tiefen Beugesehne und einem Hufrollenschleimbeutel. Zusammen mit der proximalen Gelenkfläche des Hufbeins und das distale Ende des Kronbeins ist das Strahlbein Teil des Hufgelenks.
Beim Beugen der Gliedmaße dient das Strahlbein als „Umlenkrolle“ für die tiefe Beugesehne, deren distales Ende Fächerförmig unter dem Hufbein ansetzt und proximal des Karpalgelenks in den tiefen Zehenbeugermuskel übergeht.
Das Strahlbein ist hierbei sehr großen Kräften ausgesetzt. Fehlstellungen fördern den Verschleiß erheblich. Wie kompensationsfähig Pferde doch sind, konnten wir bei einem Seziertermin feststellen.
Nach Entfernen der Hufsohle, des Strahls und dessen Polster, wollten wir den Zustand der tiefen Beugesehne betrachten. Dabei entdeckten wir eine Strahlbeinzyste mit komplett durchgebrochener Knochenschale.
Das erstaunliche dabei war, dass die Tiefe Beugesehne, die ja normalerweise über die Sehnengleitfläche gleitet, untrennbar in dem Knochendefekt bzw. Zyste verwachsen war.
Auch schön zu sehen die rote und teilweise schwarzfarbene Sohlenlederhaut. Dabei wurde bei diesem Huf mit den schwarzen Bereichen schwarz pigmentiertes Sohlenhorn produziert und bei den roten Bereichen helles Hufhorn.
Um das Ausmaß des Knochendeffekts besser sichtbar zu machen, wurde das Strahlbein ausgekocht, damit sich alle Weichteilreste lösten.
Röntgenologisch diagnostiziert, beim noch lebenden Pferd, wäre solch eine Veränderung als hochdramatisch eingestuft worden.
Vielleicht hat sich die Natur durch das Verwachsen geholfen und so das Pferd vor erheblichen Schmerzen bewahrt?
Hier kann man nur mutmaßen. Die Beweglichkeit des Hufgelenks war dadurch jedoch eingeschränkt, was keinen Physiologischen Bewegungsablauf mehr zugelassen hat.