Johnnys Schicksal und wie ich dadurch zu meinem Traumberuf kam

Wie bei vielen Pferdemädchen begann meine große Liebe zu den sanften Vierbeinern bereits in früher Kindheit. Mir war immer klar, dass ich irgendwann auch etwas mit Pferden arbeiten möchte. Nur was?

Die Jahre gingen ins Land, man lernte verschiedene Pferde, Reiterweisen, Haltungsformen etc kennen. Auch das erste eigene Pferd kam irgendwann, ging auch durch diverse Umstände wieder.

Irgendwann traf ich auf ihn. Meine schwarze polnische Schönheit. Johnny (vorher Ivan) stand bei einem Händler. Für den Schlachtpreis erhielt ich ihn, angeblich hatte er Verschlag. Kurz drauf stellte sich heraus, dass er in Polen Hufrehe gehabt haben muss.

Verblendet auf einer rosa Wolke schwebend kaufte ich unvernünftig dieses sagenhaft schöne Tier.

Der erste Schmiedebesuch stand an. Er nahm die Eisen ab, fing die Bearbeitung an und fragte mich dann plötzlich, ob ich das Tier wirklich behalten möchte. So begann eine Odyssee. Viele Tierärzte gingen ein und aus. Schmiede, Heilpraktiker etc. Ich hatte einen sehr großen Verschleiß. Mal lief Johnny, mal nicht.

Immer mehr setzte ich mich mit dem Thema Hufrehe auseinander. Mein Kopf schwirrte. Nächtelang Albträume, stets die Angst, läuft er noch oder lahmt er wieder?

Viele Diskussionen mit Tierärzten und Schmieden, dass er nicht auf die Koppel dürfe, ich hatte aber immer das Gefühl, es sei ein „mechanisches“ Problem. Durch Recherchen fragte ich meinen Schmied, ob wir es nicht Barhuf versuchen können. Dies scheiterte wahnsinnig auf Grund einiger Umstände und Vor allem mangels Beratung meinerseits.

Nach 4 Jahren hielten irgendwann die Eisen nicht mehr. Ich besorgte mir endlich Hufschuhe und hatte das Gefühl, es geht ihm stetig besser.

Dann lahmte er wieder. Ich rief den Tierarzt. Er diagnostizierte mir einen akuten Reheschub und ich gab auf. Ich konnte psychisch und finanziell überhaupt nicht mehr.

Ich dachte ebenso, ich würde ihn von seinem Leid befreien.

2 Monate nach seinem Tod erfuhr ich von der Ausbildung beim DIfHO, informierte mich noch über andere Schulen, aber entschied mich fürs DIfHO. Wenige Monate später saß ich zum ersten Mal im Unterricht. Es dauerte nicht lang und ich stellte fest, mein Bauchgefühl war immer richtig. Sehr hart. Mein geliebter Johnny.

Ich verwarf alles was ich dachte über Hufe zu wissen und ließ mich auf komplett andere Denkweisen ein. Ich hatte das Gefühl, endlich angekommen zu sein in meinem Leben.

Alles veränderte sich. Der ursprüngliche Plan, nur mal ab und zu Freunden mit ihren Pferden zu helfen wurde verworfen. Mittlerweile arbeite ich vollberuflich als DIfHO Huforthopäde. Habe es keinen Tag bereut.

Ebenso ist es mir eine Ehre, zum Ausbilderteam zu gehören und anderen interessierten Menschen das Wissen von Jochen Biernat weiterzugeben. Übrigens bin ich sehr glücklich, dass ich diesen beeindruckenden Menschen noch kennenlernen durfte. Mein Leben änderte sich von Grund auf. Kein nerviger Job mehr bei einem unterdrückenden Chef. Finanziell geht es mir deutlich besser.

Natürlich hat es auch Kehrseiten. Der Beruf ist hart. Physisch wie auch psychisch. Allerdings unglaublich erfüllend. Ich durfte mich neu entdecken und trage einen kleinen Teil für das Wohle der Pferdewelt bei.

Es ist täglich schön zu sehen, wie verzweifelte Pferdebesitzer, welcher man doch selbst auch war, nun glücklich sind und die Pferde, die teils kaum laufen konnten, nun über die Paddocks galoppieren.

Danke Herr Biernat ,

Danke an das gesamte DIfHO Team.

Auf noch eine lange gemeinsame Zeit.

Und danke an Johnny. Du bist jeden Tag dabei und durch dich ist mir das möglich.

Juliane Schönfeld

Anbei das letzte Bild von Johnny und mir