Verknöcherung der Hufknorpel

Anatomische Anordnung und Funktionen
Der Huf ist in seinem vorderen Drittel mit dem knöchernen Hufbein ausgestattet, an dessen beidseitigen rückseitigen Ästen jeweils ein Hufknorpel ansetzt. Beide füllen die seitlichen hinteren Partien des Hufes aus und vervollständigen so die Bodenfläche der Pferdegliedmaße und somit deren Tragfläche innerhalb des Hufes.
Die vertikal ausgerichteten Hufknorpel ragen bogenförmig zu etwa einem Drittel ihrer Höhe über den Hufsaum hinaus. Hufsohlenseitig sind die Hufknorpel im Gegensatz zu dem spitzkantigen Hufbeinknochen breitflächig und eben und füllen den Bereich zwischen der Hufseitenwand, der Trachtenendkante und der sogenannten Eckstrebe aus, die entsprechend ihrer Aufgabe und Funktion treffender als Hufknorpelwand bezeichnet werden sollte.
Die leicht nach innen gebogenen und wie vertikale Schilde angeordneten Hufknorpel bestehen aus elastischem Faserknorpel die hauptsächlich mit dem benachbarten Hufbein durch mehrere straffe Bänder verbunden sind. Jeder Hufknorpel grenzt im Huf mit seiner Innenseite an das mittige Strahlpolster an, seine bodenseitig breitflächige Dicke nimmt im Verlauf nach oben fortschreitend ab. Sein schmaler Rand steigt steil nach oben an, fällt zum Ballen hin in einem runden Bogen ab und folgt anschließend der Ausrichtung der Trachte.
Die elastische Beschaffenheit des Hufknorpels und seine elastische Verbindung mit dem Hufbein verleihen dem Huf gemeinsam mit dem Ballen-Strahlkomplex erst die variable Flexibilität, die fälschlicherweise als Hufmechanismus, statt als Hufmechanik bezeichnet wird.
Neben ihren Aufgaben als lasttragende und den Huf elastizierende Elemente fungieren die Hufknorpel ebenfalls als den Blutfluss antreibende Einrichtungen, deren Funktionen mit den Pumpleistungen der menschlichen Wadenmuskulatur vergleichbar ist.
Hierzu ist jeder Hufknorpel mit einem weitläufig verzweigten und nahezu eigenständig angelegten Venenkomplex ausgestattet, von denen jeder nahezu ausschließlich die Durchblutung der betreffenden Hufhälfte sicherstellt. Der Venenkomplex ist über die gesamte Breite des Hufknorpels ausgedehnt und durchquert ihn teilweise, sodass die Hufmechaniken die den Hufknorpel mobilisieren die Pumpleistung des Herzens unterstützen und so zum Rückfluss des venösen Blutes auch aus den herzfernen Kapillaren der Huflederhäute mit beitragen können.
Das Verknöchern der Hufknorpel.
Entsprechend ihrer Lokalisationen und zumal aufgrund ihrer hufmechanischen Beanspruchung sind die Hufknorpel ständigen Kräften ausgesetzt, die deren hohe Standfestigkeit und Resistenzfähigkeit erfordern. Werden diese Eigenschaften aufgrund von resistenzüberschreitenden Hufmechaniken überfordert, wie das besonders bei erworbenen Hufwandschrägen der Fall ist, stellt der Organismus die Standfestigkeit durch Verknöcherungsprozesse des zuvor elastischen Knorpelkörpers her.
Entsprechend neigen mit einem hohen Anteil insbesondere die Hufknorpel der schrägeren und somit weniger standfesten Hufseitenwände zum Verknöchern, wie es bei den schrägeren Hufseitenwänden oder bei grundsätzlich körperferner abgesetzten Hufhälften der Fall ist.
Auch infolge von verstärkten horizontalen Huf- und Hufwandmechaniken und/ oder bei vertikal auf ihn einwirkenden Drücken kann der Hufknorpel verknöchern. Die Gefahr besteht grundsätzlich bei der angeborenen oder erworbenen Steilwandigkeit der Hufe, besonders aber bei der halbseitig erworbenen Hufseitenwandschräge, mit deren seitlichem Abweichen parallel immer eine steilere und häufig taillierte Ausrichtung der Hufseitenwand und somit eine engere Hufhälfte einhergeht.
Also kann ein Hufknorpel infolge übermäßiger Hufwand- und Hufhälftenmechaniken verknöchern, und andererseits aufgrund von vertikaler Enge. Da beide Hufveränderungen sich einander bedingen, können meist bei beiden Hufknorpeln Verknöcherungsbereiche nachgewiesen werden, die aber an der schrägeren und somit weniger standfesten Hufhälfte in nahezu 100 % der Fälle häufiger anzutreffen und stärker ausgeprägt sind.

Ein Verknöcherungsprozess des Hufknorpels beginnt meist am beteiligten Hufbeinast und an den hufbeinseitigen Ansatzstellen der Hufknorpelbänder. Die Verknöcherung stellt in solchen Fällen aus biophysikalischer Sicht eine Vergrößerung und somit Verstärkung der Ansatzstelle des elastischen Hufknorpels an den stabilen aber kleinflächigen Hufbeinast dar, zu der die biologische Baukunst gemäß dem biologischen Grundgesetz, dass nämlich Reize die Lebenstätigkeit anregen, animiert wird. Wegen diesen Umstandes werden Verknöcherungsbereiche die von diesem Bereich ausgehen auch am häufigsten nachgewiesen.
Während die ein- oder beidseitige Hufknorpelverknöcherung oft schon rein äußerlich erkannt oder ertastet werden kann, sind für die exakte Darstellung ihres Ausmaßes Röntgenaufnahmen an der stehenden Gliedmaße und auf dem Oxspring-Keil als Mittel der Wahl anzusehen. Die Röntgen-Diagnostik ist besonders auch dann anzuraten, wenn auf Höhe des Kronbeins sichtbar oder tastbar harte Umfangsvermehrungen bestehen und zusätzlich eine Bewegungsstörung wie klammer Gang vorliegt. Zwar sind Röntgenaufnahmen für die Korrekturen der erworbenen Hufschiefen ohne Belang, so können sie besonders bei einer zusätzlichen und hufbedingt erworbenen Biegung der Knochensäule dennoch wertvolle Hinweise für die huforthopädischen Vorgehensweisen liefern.
Die Röntgenaufnahme aus der Vorderansicht der stehenden Zehen-Gliedmaße ist deshalb besonders wertvoll. Andererseits kann die auf dem Röntgenbild sehr auffällige aber nicht bewegungsstörende Hufknorpelverknöcherung von einer weiteren Befundung ablenken, wodurch die pathologischen Verursacher einer Lahmheit oder Bewegungsstörung dann leicht übersehen werden können.
Eine, für das Pferd unangenehme bis schmerzhafte, erworbene Enge zwischen dem knöchernen Hufbein und dem verknöcherten Hufknorpel kann besonders bei einer ein- oder beidseitig erworbenen Huf-Enge angenommen werden. Obwohl eine Verknöcherung als solche nicht rückgängig gemacht werden kann, so bestehen dennoch Aussichten den Verknöcherungsprozess durch orthopädisch wirkende Korrekturen der erworbenen Hufschiefen zu verlangsamen oder aufzuheben.
Es geht deshalb bei einer zielführenden Behandlung bei verknöcherten Hufknorpeln um die bestmögliche Beseitigung der Umstände, die dazu führten und die sie voranschreiten lassen. Also müssen die hufphysikalischen Hintergründe für die erworbene Veränderung beachtet und deren Möglichkeiten genutzt werden. Dieses geschieht, wenn die Wiederherstellung des bestmöglichen, oder ein dem Gliedmaßen-Problem gerechter Hufzustand angestrebt wird. Einen Huf passend zum Bedarf des Pferdes anzupassen ist mit seiner Reparatur oder ihn mit huffremden Materialien zu bestücken ebenso wenig zu erreichen, wie durch Stoffe die dem Pferd verabreicht werden. Es bedarf vielmehr der huforthopädischen Kunst um den betroffenen Pferden dennoch zu einem möglichst unbehinderten Gebrauch ihrer Gliedmaßen zu verhelfen.

Copyright Jochen Biernat 02/18

Von Hornrillen, Rissen und Spalten.

Definition der Hornrillen, Hornrisse-  und Spalten in der Hufwand.

  • Hornrillen sind oberflächliche Defekte in der Hufwand und verlaufen entlang der Hornröhrchen in vertikaler Richtung.
  • Hornrisse entstehen aus Hornrillen und stellen vertikale Zusammenhangstrennungen zwischen und entlang der Hornröhrchen an der Außenfläche der Hufwand dar.
  • Bei der Hornspalte liegt eine die Wand durchdringende und sie komplett teilende Zusammenhangstrennung in vertikaler Ausrichtung vor. Eine Hornspalte entsteht aus einem Hornriss und entwickelt sich entlang der Hornröhrchen. Eine Horn-Spalte kann sich vom Tragrand ausgehend öffnen und zum Auseinanderdriften der voneinander getrennten Hufwandsegmente führen.

Dass Risse im Huf nicht nur einen oberflächigen Fehler darstellen, sondern auf ein orthopädisches Problem hinweisen, ist allgemein meist nicht bekannt. Deshalb werden Hornrisse häufig unterschätzt und dann versucht sie kosmetisch zu behandeln. Oder sie werden als Problem wahrgenommen und man folgt den allgemeinen Meinungen aus dem reiterlichen Umfeld und den Empfehlungen oder Anordnungen aus den anderen Fachbereichen. Von denen wird meist die Meinung vertreten und bis heutzutage verbreitet, dass die mit den Hornröhrchen verlaufenden, sogenannten Windrisse in der Hufwand angeblich als Folgen zu großer Nässe oder Trockenheit des Hufes, und/ oder als Folge seiner Mangelernährung auftreten können.Besonders eine angenommene Mangel- oder Fehlernährung veranlasst dann oft zu angeblich zielgerichtet wirkenden Zusatzstoffen bei der Ernährung des Pferdes zu greifen, und, wenn dieses keinen Erfolg bringt, auch zu seiner Medikamentierung.

Diese Ansichten und die darauf basierenden Maßnahmen berücksichtigen allerdings nicht den Unterschied zwischen einer vom Stoffwechsel ausgelösten Anomalie des Hufhorns, wie beispielsweise bei den sogenannten Futterringen und der Hufrehe und einem Defekt, der an dem bereits gebildeten Wandhorn erst entstanden ist.Weil hier nicht unterschieden wird, kommt es unter anderem zwangsläufig z.B. zu den erwähnten unnötigen Eingriffen in den Stoffwechsel der Pferde, welche allerdings keinerlei verhindernden Einfluss auf die Rissbildungen haben können. Diese sind aber durchaus geeignet die Ernährung der darauf sehr reaktiven Lederhautzellen der Hufe zum Nachteil der Hornqualität mehr oder weniger nachhaltig zu stören.

Häufig empfohlen und weniger potentiell schädlich aber völlig unwirksam erweisen sich die äußerlich auf die Hufe aufzutragenden Huffette oder Salben oder Produkte gleich welcher Inhaltstoffe, mit deren Wirkungsweisen man, folgt man den Ankündigungen der Hersteller, angeblich erfolgreich gegen Risse in den Hufwänden vorgehen oder sie verhindern können soll.Weil aber einmal produziertes Horn, aus toten und dabei verhornten Zellen der Huflederhaut besteht, ist es auch keinerlei Therapie oder Behandlung oder Versuchen zu seiner Verbesserung oder Ernährung zugänglich. Aufgrund des orthopädischen Hintergrundes solcher Horndefekte beschränkt sich der positive Effekt auf das Horn nur auf die Kosmetik.

Bei der Diskussion, ob gerissenes Horn zu trocken ist, oder zu viel Feuchtigkeit aus der Umwelt aufgenommen hat, werden die Beschaffenheit und Aufbau des Horns und die hierdurch speziellen Funktionen des Wandhorns nicht berücksichtigt.Tatsächlich ist das innere Wandhorn grobzellig, geschmeidig und hydrophil (Wasser anziehend). Den korrekten Feuchtigkeitsgehalt dieses körpernahen Wandhorns sichert die vom Blutsstrom an die Huflederhäute abgegebene körpereigene Feuchtigkeit. Sie stellt so die geschmeidige Anbindung der Hornwand an ihre Wandlederhaut sicher. Von innen nach außen zunehmend ist das Wandhorn enger werdend strukturiert und außen so dicht – und somit auch erst tragfähig -, dass weder die körpereigene Feuchtigkeit nach außen durchdringen kann – Hufe schwitzen nicht aus ihren Wänden – noch von außen Feuchtigkeit aufgenommen werden kann.

Hufe schwitzen sehr wohl aus ihren Hufsohlen, Strahl und Tragrändern. Deshalb kann deren Horn aufgrund ihrer Kapillarität Feuchtigkeit auch äußerlich aufnehmen, und zwar in dem Maße wie es der Gegendruck der körpereigenen Feuchtigkeit zulässt. Dieser und die Feuchtigkeitssperre bestimmen das Maß der Aufnahmefähigkeit des Horns bei äußerer Nässe, sichern die angepasste Hornflexibilität bei Trockenheit, und erhalten somit in jeder Situation die Trage- und Schutzfunktionen der jeweiligen Hornzellen und somit die der Hufe. Die Art und Weise des Funktionierens des Horns der Hufwand macht deshalb auch ihr Präparieren mit hydrophoben (Wasser abstoßenden) Mitteln ebenso nutzlos wie Wassertherapien. Jegliche Versuche die Qualität und Beschaffenheit des Hufhorns beeinflussen zu können, werden das Problem der physikalisch herbeigeführten fehlerhaften Hufform nicht lösen und somit nicht das hierdurch ausgelöste Hornproblem. 

Mittel der Wahl bei Hornrissen waren und sind bis heute die oft unterschiedlichen Ausführungen von Hufbeschlägen oder Klebe- bzw. anschnallbaren Hufschuhvarianten. Mit denen aber ebenfalls nicht die orthopädische Ursache zur Rissbildung beseitigt wird, die aber durch die versuchte Verdeckung der Symptome das ursächliche Problem eher verschlimmern können.Gleiches gilt für die unterschiedlichen Techniken Hornrisse- und besonders Spalten mittels Kleber oder Spachtel zu verschließen, oder was ebenfalls häufig versucht wird, sie durch angeklebte oder angeschraubte Laschen aus Stahl oder Kunststoff, bzw. mittels Spangen zu stabilisieren. Auch bei deren Anbringen gilt das Behandlungsziel dem Prinzip der Symptom-Verdeckung.

Wie kommt es zur Rissbildung in der Hufwand?

Das Konstrukt Hufwand, bestehend aus kräftigen aber elastischen Hornröhrchen und deren Verbundhorn, ist in einer von der Genetik vorbestimmten äußeren Form vorgesehen.
Demnach muss mit jeglichen erworbenen Veränderungen an der ursprünglich vorgesehenen Hufform bereits die Bildung von Rillen zwischen ihren Hornröhrchen einhergehen. Die sogenannten Windrisse weisen daher immer auf den Verlust der ursprünglich korrekten äußeren Huf-Form hin. So entstandene Hornrillen werden verstärkt durch mechanische Einwirkungen, welche ihren Ursprung bei lokalen Formveränderungen der Hufwand haben und die, infolge des dadurch generierten lokalen Wechsels der ständig stattfindenden Hufwand-Mechaniken, deren konzertiertes Zusammenwirken in ihrer Gänze nicht mehr zulassen.

Die Folgen sind mechanisch bedingte Beeinträchtigungen der Horn-Konstrukte am Ort des Zusammentreffens der unterschiedlichen Hufwandmechaniken, einhergehend mit zusätzlichen Stressreaktionen des beteiligten Hornröhrchen-Verbundhorns entlang und parallel der Hornröhrchen, was zunächst zu Rillen und schließlich zur Rissbildung zwischen ihnen führen kann. Die huforthopädische Lehre unterscheidet deshalb zwischen Rillen infolge von Formveränderungen der Hufwand, und solchen die durch Hufmechaniken vor Ort zu mechanisch bewegten Rissen wurden. Solche von der Hufwandmechanik beeinflussten Risse werden entsprechend der Bedeutung ihrer mechanischen Aktivierung, als die Hufwand demarkierende Risse bewertet.

Aus zunächst oberflächlichen aber meist bereits demarkierenden Rissen können infolge des mechanischen Einwirkens auf die, durch den Riss voneinander separierten Wandsegmente, naturgemäß auch halbseitig eigenständig arbeitende Hebel generiert werden. Besonders die oft unterschiedlich langen Wandsegmente führen zu halbseitig unterschiedlich starken Hebelkräften, die durchgehende Zusammenhangstrennungen der Hornwand entlang der Hornröhrchen und somit die Spaltung der Hufwand zur Folge haben können.

Es ist von der, auf beide so segmentierten Hufwandanteile einwirkenden physikalischen Druckkraft und besonders von deren Hebelkraft, deren Stärke von ihrer Länge und Schräge bestimmt wird, abhängig, ob und wie zügig sich aus der Zusammenhangstrennung zwischen den Hornröhrchen eine vom Tragrand ausgehende Spalte zwischen ihnen entwickelt. Mit zunehmender Länge und Schräge der, durch einen Spalt voneinander separierten Hufwandsegmente nimmt auch deren Spreizwirkung zu, in deren Folge, bodennah beginnend, beide segmentierten Wandbereiche auseinanderdriften und die Hufwand nach oben einreißen lassen. Unterschiedlich lange Hornstrecken bei den Hufwandsegmenten bestimmen den Grad der jeweiligen unterschiedlichen Hebel- und Spreizkräfte. Diese können eine Hufwand, auch bei halbseitiger Wirkung, bis zum Anfang der Hornröhrchen nach oben einreißen lassen, was dann zur durchgehenden Hornspalte und bis hin zur völligen Durchtrennung der Hufwand in zwei Segmente führt. Die, mit der Richtung der Hornröhrchen und zwischen ihnen verlaufenden Horndefekte stellen demnach immer Symptome einer physikalischen Überschreitung der Resistenzfähigkeit des Konstrukts Hufwand dar und sie fungieren, bei Hinzukommen von Hebelkräften, als Ausgangsbasis für Hornspalten.

Da an jedem Ort der Hufwand unterschiedliche Hufwandmechaniken ablaufen können treten Hornrisse auch an allen Orten der Hufwand auf. Dennoch gibt es typische Lokalisationen in deren Bereichen Hornrisse besonders häufig entstehen. Zu ihnen gehören die Hufzehenwand, in der sich infolge ihrer halbseitigen Überlänge, z.B. bei Vorliegen eines Zehenabweisers, aufgrund nicht zehenmittig angelaufener Zehenrichtung, meist in der Mitte der Zehenwand, ein oder auch mehrere Hornrisse bilden können. Sie sind die Folgen des Wechsels der Hufwandmechaniken infolge des Zwangabhufens bei einer solchen Veränderung, welche naturgemäß am körperfernsten Punkt ihre stärkste Ausprägung haben.

Weitere, für das Entstehen rillen- oder rissförmiger Horndefekte, typische Hufwandregionen sind die Übergänge der Hufseitenwände zu den Trachtenwänden. Hier, wo im Anschluss an den formstabilen Hufbeinknochen die elastischen Hufknorpel den inneren Hintergrund der Hornkapsel bilden, bestehen schon aufgrund der Härte und Struktur des Knochens im Gegensatz zu den elastischen Faserknorpeln, hier prädestinierende Hintergründe für das Entstehen solcher Hornwanddefekte. Deren Ursachen bestehen in Formveränderungen an den Übergängen der Hufseitenwände zu den Trachtenwänden, welche dort zu einer erworbenen Wandrundung führen.

Mit einer unphysiologischen Wandrundung geht immer ihre Biegesteifigkeit einher, und somit mit deren völlig anderen Hufwandmechaniken als im benachbarten mechanisch aktiven Hufwandbereich. Also kommt es auch am Ort des Wechsels der üblichen aktiven Hufmechaniken, mit der mechanischen Starre einer jeglichen erworbenen und somit unphysiologischen Wandrundung immer zu den zuvor beschriebenen Defekten am Gefüge der Hufwand. Verursacht werden solche Form-Veränderungen der Hufwand zu einer unphysiologischen Wandrundung zum Beispiel durch strahlwärts eingerollte und/ oder zehenwärts untergeschobenen Trachtenkomplexe.

Durch die üblich gebräuchlichen und oft auch in der Kombination angewandten Therapien des Pferdes und den Praktiken an seinen Hufen werden die physikalischen und somit orthopädischen Hintergründe und Ursachen für das Auftreten solcher Horndefekte völlig vernachlässigt. Sie können daher nicht geeignet sein, Hornrisse oder Hornspalten wirkungsvoll zu behandeln, sondern versuchen sich an den Symptomen. Indem aber mit der Nutzlosigkeit solcher Behandlungsversuche gleichzeitig deren Dauer anhält, können und werden sie die Schäden sehr wohl zusätzlich folgenreich fördern.

Bereits langes Experimentieren mit den herkömmlichen Versuchen verzögert den Beginn einer durchaus möglichen, real stattfindenden Rehabilitierung der veränderten Hufe – oder verhindert sie. Somit wird unter Umständen das orthopädische Problem zunehmend verschärft, welches sich hinter Rissen in einer Hufwand verbirgt, von dem aber weniger die Gesundheit des Horns betroffen ist, sondern die der Gliedmaße.

Weil die beschriebenen Horndefekte also deutliche Symptome eines veränderten Hufs darstellen, ist somit gleichzeitig die Statik und die Balance seiner gesamten Gliedmaßen verändert. Es handelt sich demnach bei ihnen um ernstzunehmende Hinweise darauf, dass die Tüchtigkeit und Unversehrtheit der Stütz- und Bewegungsorgane gefährdet ist. Erforderlich ist demnach die Abkehr von althergebrachten Meinungen und Hinwendung zur orthopädischen Betrachtung und Bewertung eines Schadensbildes, welches alltäglich ist und allerorten vorgefunden wird.

Jochen Biernat

© Copyright 2018

Brüche in der Hufwand

Die entlang und parallel mit den Hornröhrchen verlaufenden und daher eher glattrandigen Hornrisse- und Spalten in der Hufwand* dürfen nicht mit den weniger häufig anzutreffenden Hornwandbrüchen verglichen werden. Die weisen zwar einen ähnlichen Hintergrund wie Hornrisse auf, und entstehen ebenfalls grob im Hornröhrchen-Verlauf, folgen aber einer einmal entstandenen Rille oder einem Riss nicht durchgehend. Die Ränder eines Hornbruchs sind daher im Gegensatz zu denen der Hornrisse unregelmäßig und rau.

Zum Bruch der Hufwand kommt es aufgrund lokal begrenzter gegenläufiger Hufmechaniken, oder auch bei Schwächungen oder Über- bzw. Fehlbelastungen des Hornmaterials allgemein. Von solchen Brüchen des Wandgefüges infolge lokal gegenläufiger mechanischer Kräfte ist meist die Zehenwand betroffen. Ursächlich sind meist Zwangabhufen, infolge einer bewegungsphysikalisch ungünstigen, weil zehenabweisenden Verformung der Zehenwand (Zehenabweiser), bei belastungsphysikalisch ungünstigen Ausrichtungen einer oder beider Hufseitenwände, oder infolge unterschiedlich langer Hornstrecken vom Tragrand zur Hufkrone bei einer Innen- oder Außenwand. Weitaus häufiger aber birst aufgrund ihrer Überdehnung eine seitliche Hufwand. Dieses droht, wenn sie so zügig in eine unphysiologische Senkrechte und Rundung gebracht wird, dass die morphogenetischen Umbauprozesse des Hufbeinknochens dem nicht folgen können.

Wird eine Hufwand so zügig enger, dass der Umbauvorgang am Hufbeinknochen zeitlich nicht möglich ist, besteht am Ort des Ansatzes des sich daran anschließenden elastischen Hufknorpels ein halbseitiger Widerstand im Hufwandinneren, um den der Rundungsprozess der Hufwand herumgeleitet wird. Es kommt zu einer engen Biegung der Hufwand, wodurch im Zentrum ihres Scheitelpunkts das innenliegende und elastische Wandhorn komprimiert wird, während das härtere äußere Wandhorn auseinanderbirst. Ursächlich für das Entstehen eines Bruchs in der Hufwand sind, wie bei allen Horndefekten, die ungleichen Belastungsschwerpunkte und Hufmechaniken, die ein deformierter Huf generiert und denen er gleichzeitig formgebend unterliegt.Zum Bruch  der Hufwand kann es besonders auch dann kommen, wenn ein meist eher steilwandiger Huf halbseitig und diagonal überlastet ist, halbseitig eng und steiler bis übersteil geworden ist, und zudem einen eingerollten oder untergeschobenen Trachtenkomplex aufweist.     

Ein Bruch in einer Hufwand ist ein Defekt an bereits gebildetem Wandhorn. Er ist daher ebenso das Resultat der überschrittenen Resistenzfähigkeit des Horns und seines Gefüges, wie bei einem Hornriss und ist somit ebenfalls nicht ein Problem zu großer Trockenheit des Hufhorns, oder die Folge einer irgendwie gearteten Mangelernährung. Vielmehr liegt hier eine erhebliche Deformierung des Hufes vor, welche nicht nur schmerzhaft für das Pferd ist, sondern wie bei allen Horndefekten die Gefahr für das Eindringen von Nässe und Fäulnisbakterien in die Nischen birgt, die das defekte Wandhorn anbietet. Schwerwiegender wirkt sich ein deformierter Huf, der ja eine schützende und stützende Hornhülle zugleich ist, zum Nachteil der Statik, Balance und Bewegungsdynamik der gesamten Gliedmaße aus.

Zweifelsfrei können nicht zum Körpergewicht des Pferdes passende Hufe mit zu deren Deformieren beitragen und ebenfalls Hufe mit Mängeln in punkto Hornmasse und -qualität.  Dennoch weisen die beschriebenen Defekte an der Hornsubstanz immer auf postnatal erworbene und somit auf bedeutungsvolle Symptome einer gefährdeten Gliedmaße hin. Deren äußeres Erscheinungsbild ist ebenso typisch und leicht verständlich einzuordnen, wie die Geschehnisse, die dazu führten. Diese sind  einfach zu rekapitulieren und somit zu verhindern oder auch zu beheben. Wenn aber Hufe ihre angeborene und genetisch fixierte äußere Gestalt und Form verlieren ist dieses nicht gelungen und folglich muss nach dem grundsätzlichen Fehler gefragt werden, durch den Hufverformungen und die, durch sie entstandenen, Horndefekte entstehen konnten.  

* Siehe dazu: Von Hornrillen, Rissen und Spalten

© Copyright Jochen Biernat 01/18

Von der Hufrehe und tierärztlichen Maßnahmen

„Bei meinem Pferd wurde Hufrehe diagnostiziert“ ist eine der häufigsten Aussagen von Pferdebesitzern, wenn sie mich wegen Lahmheiten ihres Pferdes kontaktieren.

Tatsächlich ist eine Anzahl von Auslösern bekannt, die zur Hufrehe führen können. Sie kann schleichend über Wochen, oder bereits innerhalb weniger Stunden in ein Frühstadium eintreten. Dieses Frühstadium beginnt, wenn das Pferd mit Faktoren in Kontakt kommt, welche, die für die Auslösung der Hufrehe verantwortlichen, pathologischen Mechanismen auslösen können.

Vereinfacht gesagt führen diese pathologischen Mechanismen bei der systemischen Reheerkrankung zu einer Gerinnungsstörung des Blutes und zu seinem quantitativ reduzierten Durchfluss durch die Endungen der Kapillaren der Huflederhäute, wobei beide pathologischen Mechanismen Auslöser und Folgen sein können. (Stashak /Adams etc.)

Infolge der, mit der mangelhaften Blutversorgung einhergehenden Fehl- und Mangelernährung, insbesondere der dem Herzen fernsten peripheren Zellen der Hufwandlederhaut, verändern die ihren Verhornungsprozess oder stellen ihn gänzlich ein.  In der Folge kommt es zu einer Zusammenhangstrennung zwischen dem benachbarten Hufhorn und der Huflederhaut und zusätzlich zu physikalischen Kräften, die zur mechanischen Zerreißung des Hufbeinträgers führen.

Der Frühphase folgt die akute Phase. Sie beginnt mit den ersten Schmerzreaktionen und Störungen beim Gebrauch der Gliedmaßen, denen meist rasch zunehmende Lahmheiten folgen, welche bis zur völligen Unbeweglichkeit des Pferdes führen können.

Der infolge einer Hufrehe veränderte Huf weist in der Hornwand des Hufrückens typische Hornringe auf, welche hier eng beieinanderliegen und im Verlauf zu den Trachten größere Abstände einnehmen und weniger deutlich ausgeprägt sind. 

Die häufigsten Auslöser der pathologischen Mechanismen stellen nicht pferdegerechte Nahrungsinhalte dar, durch die es zu massiven Störungen der Verdauungsprozesse kommt.

Ferner können pathologische Prozesse aufgrund von Intoxikationen, z.B. infolge von Nachgeburtsverhalten, oder durch Medikamente und als Folge von Erkrankungen, insbesondere der Ausscheidungsorgane ausgelöst werden. 

Die Möglichkeiten, dass ein Pferd an einer Hufrehe erkrankt, sind also vielfältig. Dennoch gibt es deutlich mehr andere Ursachen, die zu vergleichbaren Veränderungen der Hufe und zu identischen Lahmheitsbildern wie bei der Rehe führen, die dann oft fälschlich als „Huf – Rehe“ diagnostiziert wird und die betroffenen Pferde folglich entsprechend als „Huf – Rehe Patienten“ fehlbehandelt werden.

Die auf diese Weise zustande kommenden Fehlinterpretationen von Lahmheiten können mit einer Häufigkeit von etwa 80 % beziffert werden, woran schon die Zuordnung rein mechanisch ausgelöster Entzündungen und Schmerzhaftigkeiten, namentlich die von der Saum- und Wandlederhaut ausgehenden, zur Krankheit Hufrehe einen sehr hohen Anteil hat.  

Häufig werden die betroffenen Pferde fehltherapiert, fragwürdigen Behandlungen unterzogen und deren Hufe meist zusätzlich mit sinnlosen oder gar schädigenden Beschlags-Varianten ausgestattet.

Die Leidtragenden sind neben den betroffenen Pferden auch deren Besitzer, die als Nicht-Fachleute damit zurechtkommen müssen, was die Fachleute anraten, anordnen und durchführen, immer im Vertrauen, dass das Beste und Mögliche für ihre Pferde getan wird. Sie müssen zulassen, wenn die Hufprobleme ihre Pferde falsch interpretiert und folglich mit untauglichen Mitteln versehen oder fehlbehandelt werden.   

Erheblichen Anteil an Fehlbehandlungen stellen die systematischen Verabreichungen und nicht kontrollierbare Abgaben von antibiotisch wirkenden Medikamenten an die Patientenbesitzer dar. Dieses obwohl bekannt ist, dass es sich bei der Hufrehe um eine aseptische Erkrankung der Huflederhäute handelt und jeglicher Einsatz von Antibiotika bekanntermaßen die Zunahme multiresistenter Keime fördert.  In Anbetracht dessen nebenbei zu erwähnen sind die unnötige Beeinträchtigung des Organismus der Pferde allgemein, sowie die störende Beeinflussung des regulären Stoffwechsels, besonders nachhaltig des Stoffwechsels der Huflederhäute.

Ein wesentlicher Mangel bei der Rehe Diagnostik ist, dass zwischen Deformierungen der Hufe infolge Störungen oder Erkrankungen des Stoffwechsels und solchen, aufgrund von rein physikalisch ungünstigen Einflüssen auf den Entstehungsprozess der Hufhorne nicht unterschieden wird.

So kommt es dazu, dass nicht differenziert wird zwischen überlangen und/oder zusätzlich konkav verbogenen Hufzehenwänden infolge unangepasster Nutzung der Hufe durch das Pferd und aufgrund nicht daran angepasster Hufbearbeitungsweisen und zwischen einer durch das Vorliegen einer Grunderkrankung des Stoffwechsels generierten Huf- und Hornveränderung wie bei der Hufrehe.

Weiterhin wird ungeachtet dieser, für eine Therapie und für zielführende Hufbehandlungen notwendigen, Unterscheidung zwischen einem Stoffwechsel bedingten Abdriften des Hufes von seinem Hufbein und dem schleichenden und rein physikalisch bedingten Abweichen des Hornschubes aus seiner physiologischen Richtung, jeglicher Verlust der engen und parallelen Anbindung des Hufes an den Hufbeinrücken fälschlich als Hufbeinrotation und somit als angebliche Hufrehe erkannt.

Mittel zum Zweck für die Diagnostik der Hufrehe stellen die röntgenologischen Befunderhebungen dar, mit deren Hilfe eine sogenannte Hufbeinrotation erkannt werden soll, wenn zwischen dem Hufbeinrücken und der Hufzehenwand eine vom Tragrand ausgehend breite und zur Hufkrone abnehmende Zusammenhangstrennung auf dem seitlich aufgenommenen Röntgenbild dargestellt ist. Diese nach oben spitz zulaufende keilförmige „Lücke“ am Ort des Hufbeinträgers soll nach Meinung der Schulmediziner durch den Zug der tiefen Beugesehne am Hufbein zustande kommen, wodurch das Hufbein angeblich in eine Flexion, d.h. in eine steilere Ausrichtung als zuvor gebracht worden sein soll.

Nach der Faktenlage, also bei korrekter Analyse der Vorgänge insgesamt, die zu den vorliegenden Befunden führten, muss konstatiert werden, dass sie von der Tiermedizin vom Grundsatz her fehlinterpretiert sind.

Fakt Nr. 1 ist das nicht Miteinbeziehen der gemeinsamen Strecksehne, mit deren Funktionalität und Zugkraft das betroffene Pferd einer mechanischen und somit äußerst schmerzhaften Zerreißung des Hufbeinträgers infolge der Drehung des Hufbeins in seiner Hornkapsel entgegenwirken wird. Tatsächlich kann nach dem Willen des Pferdes das Hufbein durch das Zusammenspiel der Muskulatur – der tiefen Beugesehne und die gemeinsame Strecksehne – in seiner Position gehalten wird.    

Schon daraus folgt, dass nicht das Hufbein „in Bewegung“ gebracht sein kann, sondern die das Hufbein/ die Hufknorpel umgebende Hornkapsel. Dass sich also der Huf seiner Hebelkraft folgend vom Hufbein absetzt. Im Gegensatz zum Hufbein und der daran ansetzenden Sehnen ist die Hornkapsel nicht mit einer ähnlichen Einrichtung ausgestattet, mit der das Pferd seinen Horn-Schuh ebenfalls kontrollieren und in der korrekten Position halten könnte.

Fakt Nr. 2: Indem bei einer Hufbeinrotation eine Straffung der vorderen Hufkrone und des anschließenden Gewebes bewirkt wird und es infolge der dabei hervortretenden vorderen Hufgelenk-Anteile des Kronbeins zu einer konvexen Rundung dort kommt, ist dort die Bildung der für die Hufrehe typischen und bekannten Rille in der Hufkrone ausgeschlossen.

Vielmehr kommt es hier, im Bereich der größten Schräge der Hufwand und der längsten Hornstrecke zu starken Hebelkräften, die bodenseitig nach vorne ausweichend, in der Hufkrone Druck nach innen/oben ausüben. Entsprechend entstehen die nachfolgenden Rehe-Ringe aufgrund einer mechanischen Einschnürung der, an die starre Hornwand anschließenden und nachgiebigen Hufkrone und des benachbarten weichen Gewebes.

Aufgrund dieser Einschnürung, sowie aufgrund des mangelhaft synthetisierten Wandhorns kommt es u.a. tatsächlich zu denen für eine Hufrehe typischen Ring- und Rillenbildungen, welche im Bereich der stärkeren Hufwand-Hebel und Drücke, also im Bereich des Hufrückens naturgemäß ihre stärkste Ausbildung haben, und enger beieinanderliegen als im Verlauf zu den mit weniger Kraft hebelnden Hufseitenwänden und Trachten.

Fakt Nr. 3: Infolge der angeblich stattgefundenen Rotation des Hufbeins soll es angeblich zu der gefürchteten Komplikation eines Durchbruchs der Hufbeinspitze durch die Hufsohle kommen.

Tatsächlich aber nimmt der Abstand der Hufbeinspitze zum Boden in dem Maße ab wie die Hornkapsel nach vorne/seitlich von ihrem Hufbein abdriftet. Das, zu Ringen zusammengefaltet, produzierte Wandhorn verkürzt die physiologisch erreichbare Hornstrecke ebenfalls, wodurch der Abstand der Hufbeinspitze zum Boden zusätzlich mit der Folge abnimmt, die zur Quetschung der betroffenen Huflederhäute und nachfolgend zu ihrem Durchbruch durch die Hufsohle führen kann. 

Fakt Nr.4: Aufgrund und infolge der, auf das Hufbein einwirkenden Körperlast, und zudem gefördert durch einen beschädigten und nur vermindert tragfähigen Hufbeinträger, wird das Hufbein in Folge einer Rehe vorne nach unten in seinen Hornschuh einsinken. Mit diesem Einsinken des Hufbeins nach unten geht eine mechanisch bedingte Aufstellung der vorderen hornproduzierenden Huflederhautpapillen nach oben einher, ein Umstand der den regulären Weg des produzierten Wandhorns zusätzlich abweichen lässt und seine Ringbildung zusätzlich begünstigt.     

Fehldiagnosen- und Behandlungen behindern ebenso wie das übliche Maskieren der krankhaften Veränderung durch Medikamentengaben und sogenannten Rehe-Beschlägen etc., die zielführenden Maßnahmen die zur Heilung führen können – dieses oft über lange Zeiträume hinweg.

Die hierdurch ausbleibende heilend wirkende Behandlung führt dann zwangsläufig zu überflüssig langwierigen und massiven Belastungen des Pferdes, wird das Problem der Zunahme multiresistenter Keime außeracht gelassen, es verursacht unverhältnismäßig hohe Kosten

Aus der Sicht der Pferde besteht perspektivisch die Gefahr, dass es die typischen und ihm nicht zumutbaren, weil dauerhaft unangenehmen, oder chronisch schmerzenden Rehe-Hufe erwirbt und durch sie behindert wird. Oder schlimmstenfalls, dass nicht reversible Veränderungen, mit unheilbaren Folgeerkrankungen infolge einer zuvor durchaus reversiblen also heilbaren Veränderung der Hufe ihm jegliche Lebensqualität nehme. „Kein Huf, kein Pferd“ beinhaltet nicht die Botschaft, sondern „veränderte Hufe armes Pferd“.

Es ist diesen unhaltbaren Umständen geschuldet, dass ich mich nun auch an dieser Stelle und in dieser Form kritisch mit solch chronischen Irrungen und ihren Folgen auseinandersetze.

Bereits seit über 20 Jahren wird von meiner Seite auf die Irrtümer der Tiermedizin bei der Rehe-Diagnostik und Hufdiagnostik allgemein hingewiesen und in der Theorie nachgewiesen, sie werden angesichts unzähliger – nach huforthopädischen Richtlinien – erfolgreich rehabilitierter Hufanomalien auch praktisch nachgewiesen.

Schon bei trefflicher Bewertung der bei der Rehe-Erkrankung real stattfindenden Vorgänge und zudem bei logischer Bewertung der erworbenen äußeren Veränderungen, sollte für deren Zustandekommen zum Rehe-Huf eine Hufbeinrotation zwingend ausgeschlossen werden können. Ist man nicht gewillt oder nicht mutig genug die althergebrachten Theorien zu hinterfragen? Obwohl man immer wieder feststellen muss, dass etwas offensichtlich nicht stimmen kann und nicht funktioniert? Weshalb ist man da nicht bereit über seinen meist akademischen Schatten zu springen und die Parameter zu wechseln? 

Nur sehr vereinzelt sahen sich seither Tiermediziner allgemein imstande sich moderneres Wissen anzueignen, als was ihnen von den Fakultäten zu den Hufen mitgegeben wurde. Es ist ein mühseliges Unterfangen der Realität zum Durchbruch zu verhelfen, infolge derer die Tiermedizin allgemein mit der Huforthopädie kooperiert und danach handelt, und um somit dem Tierschutz – als ihrem oberstem Gebot – auch an dieser Stelle Genüge zu tun. Denjenigen denen das gelungen ist zolle ich meinen Dank, Respekt und meine Anerkennung.

Jochen Biernat

11/2017

„Süßes Gras“

Liebe Pferdefreunde,  

aufgrund der bei Sonnenlicht stattfindenden Fotosynthese werden in Pflanzen einfache Gras-Zucker (Fruktose) gebildet, die als Nährstoff dem Pflanzenwuchs Energie verleihen sollen. Aber aufgrund des stagnierenden Graswuchses wie infolge der momentan vorherrschenden trockenen, kalten aber sonnigen Witterungsbedingungen, kommt es zu einer unverhältnismäßig hohen Konzentration an Fruktose in einer unverhältnismäßig kleinen Masse an Zellulose, dem Hauptbestandteil der Wände der pflanzlichen Zellen.

Wird die als Depot für den kommenden einsetzenden Gras-Wuchs gespeicherte Fruktose nicht für den Wuchs des Grases aufgebraucht, und somit das Fruktose-Depot nicht entleert, besteht für Weide-Pferde die Gefahr eine unverhältnismäßig hohe Konzentration an Fruktose mit einer geringen Menge an Gras aufzunehmen, mit der Folge einer drohenden Hufrehe.

Schon das im Frühling von den Pferden beliebte Knabbern an noch kurzen oder bereits angefressen Gräsern kann zu einer schleichenden, und oft über mehrere Wochen oder Monate verdeckt verlaufenden Erkrankung an Hufrehe führen.

Es ist leider die vielfältig vorherrschende aber irrige Auffassung, dass die hohe Konzentration an Fruktose bei Dunkelheit abnimmt, und Pferde abends oder bei Nacht gefahrlos zum Grasen auf die Koppel gelassen werden können. Dieses würde bedingen, dass die Fruktose-Depots bei fehlendem Sonnenlicht sich wieder entleeren, was an sich bereits die Einrichtung solcher Vorräte an Fruktose ad absurdum führen würde.

Wenn Sie Ihre Pferde vor dieser besonders im zeitigen Frühjahr drohenden und heimtückischen Erkrankung bewahren möchten, bleibt als Mittel der Wahl sie entweder nur dosiert dem Koppelgang zu überlassen oder abzuwarten bis sich infolge des Graswuchses die Fruktose auf ein angepasstes Mengenverhältnis im Gras verteilt hat.

Meine Kolleginnen und Kollegen im DIfHO wünschen Ihnen und Ihren Pferden einen unbeschwerten Frühling.

Ihr

Jochen Biernat  

Vorwort von Jochen Biernat, Gründer des DIfHO®

Liebe Pferdefreunde,

die Hufe prägen mein Leben, seitdem ich als erwachsener Mensch dem dringenden Wunsch nachgab, mich mit Pferden zu beschäftigen. Die bei einem Reiterlebnis im Schweizer Jura gewonnene Erkenntnis, dass die Starre des Eisenbeschlags meines Pferdes uns beiden beinahe zum Verhängnis geworden wäre, war letztlich ausschlaggebend für den Entschluss, meine Aufmerksamkeit besonders den Hufen zuwenden zu wollen. Dem Versprechen meines Pferdes gegenüber folgend, zukünftig gänzlich auf Eisenbeschläge zu verzichten, richtete sich meine besondere Aufmerksamkeit fortan seinen Hufen.

Die Erkenntnisse, die ich im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte hierdurch gewinnen konnte, spiegeln sich in den Inhalten dieser Homepage wieder. Es handelt sich zunächst um das Erkennen der Bedeutung der Hufe für die Unversehrtheit und ungetrübte Lebensqualität der Pferde und in welch hohem Maße sie durch die üblichen Hufbearbeitungsweisen, sowie infolge der traditionellen Eisenbeschläge, nicht nur ihrer Tüchtigkeit beraubt werden, sondern auch vielfältige und oft schmerzhafte Schäden an ihren Bewegungsorganen nehmen können. Es geht weiter um die Erkenntnis, in welch hohem Maße Pferde infolge verdorbener Hufe einer dauerhaften Schmerzhaftigkeit ausgeliefert sind, schuldlos und einsichtslos. Sie haben keine Möglichkeit den Schmerz anzunehmen, sie unterliegen ihm.

Sie, liebe Besucher unserer Internetseiten, haben hier die Möglichkeit sich über das große Potential der angewandten Huforthopädie zu informieren. Die dokumentierten Fallbeispiele lassen erahnen, wie viele unterschiedliche Hufprobleme orthopädisch gelöst und gesundheitliche Schäden hierdurch verhindert werden können. Und welche bereits verhindert wurden und zunehmend verhindert werden, auch weil der Kreis derjenigen Pferdebesitzerinnen und -besitzer, die die Konsequenzen aus dem allgemeinen Hufdilemma gezogen haben und ihr Pferd der Huforthopädie anvertrauen, stets größer wird.

Seit sechzehn Jahren arbeiten DIfHO-Huforthopädinnen und Huforthopäden (in meinem Institut ausgebildet) in ganz Deutschland und den Nachbarländern mit Erfolg an der Verbesserung der allgemeinen Hufgesundheit. Sie tun dieses auch in dem Bewusstsein, hierdurch die Lebensqualität der Pferde wieder herstellen zu können und mit dem Wissen um den hohen Tierschutzfaktor, der mit ihren Hufbehandlungen für Abertausende von Pferden einhergeht.

Mein Respekt gilt all jenen Pferdebesitzerinnen und -besitzern, die den Wechsel von der traditionellen Methodik zur neuzeitlichen angewandten Hufphysik, genannt Huforthopädie, wagen. Jenen unter Ihnen, die noch unschlüssig sind, wünsche ich den Mut, sich von den Hufproblemen Ihres Pferdes leiten zu lassen, anstatt Ihr Vertrauen weiterhin denjenigen zu schenken, die letztlich dafür die Verantwortung tragen. Mein Dank gilt allen „meinen“ Huforthopädinnen und Huforthopäden, die sich den ständigen Anforderungen ihrer Hufpraxis stellen und meine Anerkennung für ihren Willen ihr huforthopädisches Verständnis ständig erweitern zu wollen. Meinen besonderen Dank verdient mein Team. Nur durch Eure Unterstützung und Tatkraft war es möglich, der Huforthopädie den heutigen Stellenwert zu verschaffen. Ich danke für das Pflichtbewusstsein und die Begeisterung mit der Ihr Eure Aufgaben bei Ausbildungen und Prüfungen wahrnehmt und so die Verbreitung der Huforthopädie erst möglich macht.

Jochen Biernat