Kleine Schritte bis hin zum großen Vertrauen

Der kleine Kerl hier ist Bhric.

Er hat schlimme Rehehufe. Und schlimme Erfahrungen mit Menschen im Gepäck. Und auch nicht die besten Erinnerungen an Hufbearbeitungen. Dazu kommt, dass es auch im Rücken und im restlichen Körper immer wieder zwickt und zwackt. Puh, das volle Programm für den armen Kerl!

Dass er von der Idee einer Hufbearbeitung nicht wirklich begeistert war, muss ich nicht erwähnen. Um ehrlich zu sein: er hat uns echt heruasgefordert. Seine Besitzerin und ich sind mehrfach fast verzweifelt… Manchmal ging es ein bisschen, dann ging wieder nichts. Auf jede Form von kleinem Druck, auch auf das Festhalten der Hufe hat er sofort mit heftiger Gegenwehr reagiert. Zwischendurch haben wir es mit sedieren probiert, um zumindest das Gröbste an den Hufen zu machen – selbst in diesem Zustand konnte er sich noch wehren.

Also haben wir die Taktik der kleinen Schritte gewählt.

Was hat geholfen?

  • Viele, viele kleine Schritte.
  • Seine Grenzen respektieren.
  • Ihn wissen lassen, dass wir es gut meinen.
  • Aufhören, wenn er nicht mehr konnte und nächste Woche wiederkommen.
  • Belohnen und nochmal belohnen.
  • Die Schürze und alles sonstige weglassen.
  • Eine ostheopathische Behandlung hat deutliche Besserung gebracht.
  • Und immer wieder: Geduld. Geduld. Und noch mehr Geduld.

Und: langsam taut das Kerlchen auf! Seit kurz vor Weihnachten geht er wirklich mit mir in Kontakt. Wirklich schön war der Termin, bei dem ich ihn gar nicht mehr von der Backe bekommen habe: während ich seinem großen Kumpel die Hufe gemacht habe, kam er immer wieder vorbei um sich Krauleinheiten abzuholen.

Solche Momente machen mich wirklich Happy. Die Geduld zahlt sich aus, er sucht den Kontakt von sich aus. Das sind die Glückstage in meinem Beruf.

Huforthopädin Juliane Kautzsch