„Süßes Gras“

Liebe Pferdefreunde,  

aufgrund der bei Sonnenlicht stattfindenden Fotosynthese werden in Pflanzen einfache Gras-Zucker (Fruktose) gebildet, die als Nährstoff dem Pflanzenwuchs Energie verleihen sollen. Aber aufgrund des stagnierenden Graswuchses wie infolge der momentan vorherrschenden trockenen, kalten aber sonnigen Witterungsbedingungen, kommt es zu einer unverhältnismäßig hohen Konzentration an Fruktose in einer unverhältnismäßig kleinen Masse an Zellulose, dem Hauptbestandteil der Wände der pflanzlichen Zellen.

Wird die als Depot für den kommenden einsetzenden Gras-Wuchs gespeicherte Fruktose nicht für den Wuchs des Grases aufgebraucht, und somit das Fruktose-Depot nicht entleert, besteht für Weide-Pferde die Gefahr eine unverhältnismäßig hohe Konzentration an Fruktose mit einer geringen Menge an Gras aufzunehmen, mit der Folge einer drohenden Hufrehe.

Schon das im Frühling von den Pferden beliebte Knabbern an noch kurzen oder bereits angefressen Gräsern kann zu einer schleichenden, und oft über mehrere Wochen oder Monate verdeckt verlaufenden Erkrankung an Hufrehe führen.

Es ist leider die vielfältig vorherrschende aber irrige Auffassung, dass die hohe Konzentration an Fruktose bei Dunkelheit abnimmt, und Pferde abends oder bei Nacht gefahrlos zum Grasen auf die Koppel gelassen werden können. Dieses würde bedingen, dass die Fruktose-Depots bei fehlendem Sonnenlicht sich wieder entleeren, was an sich bereits die Einrichtung solcher Vorräte an Fruktose ad absurdum führen würde.

Wenn Sie Ihre Pferde vor dieser besonders im zeitigen Frühjahr drohenden und heimtückischen Erkrankung bewahren möchten, bleibt als Mittel der Wahl sie entweder nur dosiert dem Koppelgang zu überlassen oder abzuwarten bis sich infolge des Graswuchses die Fruktose auf ein angepasstes Mengenverhältnis im Gras verteilt hat.

Meine Kolleginnen und Kollegen im DIfHO wünschen Ihnen und Ihren Pferden einen unbeschwerten Frühling.

Ihr

Jochen Biernat